Ein Jodmangel in der Schwangerschaft führt nach einer aktuell veröffentlichten Studie in der Fachzeitschrift Lancet zu einer verminderten Intelligenz im Grundschulalter und Leseschwierigkeiten des Nachwuchs. Das Forscherteam um Rayman et al. hatte in einer Beobachtungsstudie 1.040 südenglische Mutter-Kind-Paare von der Schwangerschaft der Mutter bis zum Schulalter der Kinder mit neun Jahren begleitet. Die Wissenschaftler untersuchten Urinproben der Schwangeren aus dem ersten Trimester auf einen Jodmangel und testeten die geistige Entwicklung der Kinder durch einen Standard IQ-Test und eine schulpsychologische Untersuchung im Alter von acht und neun Jahren. Als Grenzwert für einen Jodmangel verwendeten die Wissenschaftler die Kriterien der WHO (Jodausscheidung je Gramm Kreatinin < 150 µg/g). Die Ergebnisse wurden um klassische Störfaktoren bereinigt.
Ergebnisse
Das gesamte Beobachtungskollektiv wies im durchschnitt einen leichten Jodmangel auf (110 µg/g, Interquartilsabstand (IQR): 74 - 170). Kinder von Müttern die in der Schwangerschaft einen Jodmangel hatten, wiesen zu 58 % häufiger einen im unteren Quartil liegenden IQ der Sprachfähigkeiten auf als Kinder von Müttern ohne Jodmangel (Odds Ratio (OR): 1,58). Ein ähnliches Bild zeichnete sich bei den Fähigkeiten der Fehlerfreiheit beim Lesen (OR: 1,69) und dem Leseverständnis (OR: 1,54) ab. Eine weitere Unterteilung des Jodmangels unter 50 µg/g verschlechterte die Ergebnisse des Nachwuchses zusätzlich.
Zusammenfassung
Nach den Ergebnissen dieser groß angelegten Beobachtungsstudie ist eine ausreichende Jodversorgung in der Schwangerschaft von fundamentaler Bedeutung für die geistige Entwicklung des Nachwuchs.
Hinweis zum Versorgungszustand von Jod (Nationale Verzehrstudie II 2008)
Ergebnisse unter Berücksichtigung der Verwendung von jodiertem Speisesalz.
In der Altersgruppe vom 19. - 80. LJ. erreichen nur 26 - 61 % der Frauen und nur 70 - 80 % Männer die Zufuhr-Empfehlung. Den am schlechtesten versorgten Männern fehlen circa 60 - 75 µg Jod und den Frauen circa 75 - 110 µg Jod. Die Defizite sind in der Altersgruppe vom 19. - 50. LJ. am stärksten.
(DGE-Empfehlungen: 19. - 50. LJ. 200 µg/Tag, 51 > LJ. 180 µg/Tag)
Sarah C Bath, Colin D Steer, Prof Jean Golding, Pauline Emmett, Prof Margaret P Rayman
Effect of inadequate iodine status in UK pregnant women on cognitive outcomes in their children: results from the Avon Longitudinal Study of Parents and Children (ALSPAC)
The Lancet. 2013 Juli; 382 (9889): 331-337